Wissenschaftliche Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Deutschen Franziskanerprovinz

Vorgehen

Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) und der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) haben im Mai 2021 eine „Gemeinsame Erklärung zur verbindlichen Regelung für eine unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Ordensgemeinschaften“ beschlossen. Die Deutsche Franziskanerprovinz ist eine der ersten Ordensgliederungen, die sich auf der Basis dieser Vereinbarung zu einer aktiven Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im eigenen Verantwortungsbereich entschlossen hat. Mit der Realisierung des wissenschaftlichen Beitrags zu diesem Prozess wurde das IPP beauftragt.

Im Zentrum des empirischen Vorgehens stehen problemzentrierte, leitfadengestützte Interviews mit folgenden Personengruppen:

1. Menschen, die von sexualisierter Gewalt durch Mitglieder des Franziskanerordens betroffen sind;
2. Zeitzeug*­innen v.a. aus Einrichtungen, in denen Franziskaner pädagogisch gearbeitet haben;
3. Mitglieder des Franziskanerordens;
4. Franziskaner, die der Verübung sexualisierter Gewalt beschuldigt werden.

Zudem werden Aktenrecherchen im Archiv der Deutschen Franziskanerordensprovinz in Paderborn sowie in der Provinzverwaltung in München durchgeführt. Zentraler Ausgangspunkt der Erhebungen sind über 40 Meldungen von Betroffenen, die Verfahren zur Anerkennung des Leids (Deutsche Bischofskonferenz) in Anspruch genommen haben. Der Forschungsprozess wird von einer Begleitgruppe aus Betroffenen, Mitgliedern des Franziskanerordens und wissenschaftlichen Kolleg*­innen flankiert. Zudem gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Ausschuss für unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bereich der Ordensgemeinschaften. Die erhobenen Daten werden aufbereitet, analysiert und in einem Forschungsbericht dargestellt, der auch Empfehlungen zur Prävention sexualisierter Gewalt in der Deutschen Franziskanerprovinz beinhalten wird.