Wissenschaftliche Aufarbeitung von sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalt in Einrichtungen des Albert-Schweitzer-Familienwerkes e.V.
Thema
Projektbeschreibung
Die Studie fokussiert auf Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in drei verschiedenen Einrichtungen des Albert-Schweitzer-Familienwerkes e.V.: (1) Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Holzminden (Untersuchungszeitraum ist die Amtszeit des Klinkleiters Wulf Aschoff 1984–1998), (2) Kinderdorf Alt-Garge (Untersuchungszeitraum v.a 1970er/1980er Jahre), (3) Kinderdorf Uslar (Untersuchungszeitraum 1970er Jahre bis 2013).
Vorgehen
Für die Fachklinik Holzminden steht insbesondere die Rolle des ehemaligen Klinikleiters Dr. Wulf Aschoff im Zentrum der Untersuchung. Es soll rekonstruiert werden, welche konkreten Taten ihm zur Last gelegt werden können und welche Aussagen über das Ausmaß der von ihm begangenen Übergriffe vorliegen. Die Studie fragt zudem danach, wie die betroffenen Kinder die erlebten Grenzverletzungen wahrnahmen und verarbeiteten, welche Versuche der Aufdeckung es gab und durch welche institutionellen oder individuellen Faktoren diese erschwert oder verhindert wurden. Darüber hinaus wird untersucht, welche Rolle ehemalige Mitarbeiter*innen und weitere beteiligte Institutionen, etwa die Ärztekammer, im Umgang mit den Vorfällen spielten.
Für die beiden Kinderdörfer in Alt Garge und Uslar steht die Aufklärung von Gewalt in institutionellen Familiensettings im Fokus. Untersucht werden soll, welche Formen von psychischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt in einzelnen Kinderdorffamilien stattgefunden haben und in welchem Ausmaß Kinder und Jugendliche durch Erziehungspersonen betroffen waren. Auch hier werden die Versuche der Aufdeckung, deren mögliche Behinderungen sowie das Wissen und Handeln der damaligen Mitarbeitenden und Verantwortlichen des Trägervereins analysiert. Darüber hinaus widmet sich die Studie der Frage, welche langfristigen Auswirkungen die erlebte Gewalt auf die Betroffenen hatte, ob und wie ihnen im Nachhinein Unterstützung angeboten wurde und welche spezifischen Gewaltkonstellationen sich an bestimmten Orten und in bestimmten Zeitphasen rekonstruieren lassen.
Im Zentrum der Datenerhebung stehen teilnarrative, leitfadengestützte Interviews mit Betroffenen, Angehörigen, ehemaligen Mitarbeiter*innen, Verantwortlichen und Zeitzeug*innen. Zudem werden relevante Akten und Dokumente in die Auswertung einbezogen.
Auf Basis der analysierten Geschehnisse sollen konkrete Rückschlüsse für eine wirksame Präventionsarbeit in den genannten Einrichtungen gezogen und damit Impulse für strukturelle Weiterentwicklungen gegeben werden.
Eckdaten
Auftraggeber
Albert-Schweitzer-Familienwerk e.V.
Laufzeit
Mai 2025 – Mai 2027